Stellungnahme zur laserassistierten Kataraktoperation
Die Femtosekundenlaser-assistierte Kataraktoperation (FLACS) ist eine moderne Form der Operation des grauen Stars, bei der einige Schritte mittels eines hochpräzisen Lasers durchgeführt werden. Einerseits ermöglicht dies zum Beispiel, die sogenannte Kapsulorhexis, die Öffnung der Linsenkapsel, haargenau durchzuführen. Andererseits sind der Einsatz des Lasers und die zusätzlich nötigen Verbrauchsmaterialien sehr teuer. Die Krankenkassen übernehmen diese Zusatzkosten nicht. Die Patienten müssen daher Kosten in einer Grössenordnung von 2000 Franken pro Auge selbst bezahlen.
Die Einführung der FLACS wurde von Anfang an in hohem Masse von der Industrie vorangetrieben, obwohl bereits früh kritische Stimmen laut wurden, welche den Nutzen dieser Technologie anzweifelten.
Oft wird diese Operationsmethode mit dem Laser als sanfter beschrieben. Die Reduktion der benötigten Ultraschallenergie gegenüber der Standardoperation führe zu einer Schonung des umliegenden Gewebes, insbesondere zu einer geringeren Belastung des Hornhautendothels, der innersten Hornhautschicht. Bis heute (Stand Mai 2023) kann dies aber nicht durch Studien bestätigt werden.
Tatsache ist, dass ein gut ausgebildeter Chirurg die vom Laser übernommenen Schritte ebenfalls sehr präzise und zuverlässig durchführen kann, und gewisse Aspekte sind bei der herkömmlichen manuellen Technik sogar vorteilhafter. Bei der laserassistierten Methode muss der Laser im Übrigen zuerst am Auge «angedockt» werden, was Zeit braucht und den Augendruck kurzzeitig auf ein Vielfaches des Normalwertes erhöht.
In der Regel lassen sich die vom Laser durchführbaren Operationsschritte, wie bereits gesagt, auch von Hand sehr präzise und sicher durchführen. In schwierigeren Fällen, in denen man gern auf die Hilfe des Lasers zurückgreifen würde – zum Beispiel bei einer engen Pupille, Narben in der Hornhaut oder sehr tiefliegenden Augen – ist der Einsatz des Lasers aber gar nicht möglich. Pointiert könnte man sagen: Dort, wo man den Laser einsetzen kann, hat er keinen Vorteil und dort, wo er möglicherweise einen Vorteil hätte, kann man den Laser oft nicht einsetzen.
Dies ist nicht nur unsere persönliche Meinung. Es gibt mittlerweile etliche grosse Studien, die zeigen, dass beide Methoden zu sehr guten Resultaten bezüglich der Sehschärfe und Komplikationen führen. Die FLACS war laut den Ergebnissen dieser Studien weder besser noch sicherer als die herkömmliche Methode «von Hand». Es gibt im Gegenteil sogar Hinweise auf eine höhere Komplikationsrate bei der Laseroperation.
Ein Aufpreis von 2000 Franken ist daher unserer Ansicht nach bei normalen, unkomplizierten Fällen nicht gerechtfertigt.
In ausgewählten Einzelfällen kann eine FLACS möglicherweise Vorteile haben und gerechtfertigt sein. Falls eine Operation mit dem Laser in Ihrem Fall Vorteile bringt, werden wir Ihnen dies im präoperativen Gespräch erläutern. In der grossen Mehrzahl der Fälle ist die FLACS aber nicht zu empfehlen, da sie für Sie keinen Mehrwert bringt.
Auswahl an Studien
→ Day et al. Laser‐assisted cataract surgery versus standard ultrasound phacoemulsification cataract surgery. Cochrane Database of Systematic Reviews 2016 → Popovic et al. Efficacy and Safety of Femtosecond Laser-Assisted Cataract Surgery Compared with Manual Cataract Surgery: A Meta-Analysis of 14 567 Eyes. Ophthalmology. 2016 → Kolb CM, Shajari M, Mathys L, et al. Comparison of femtosecond laser-assisted cataract surgery and conventional cataract surgery: a meta-analysis and systematic review. J Cataract Refract Surg. 2020 → Xu et al. Safety of laser-assisted cataract surgery versus conventional phacoemulsification for cataract: A meta-analysis and systematic review. Adv Ophthalmol Pract Res. 2022 → Wang H, Chen X, Xu J, Yao K. Comparison of femtosecond laser-assisted cataract surgery and conventional phacoemulsification on corneal impact: A meta-analysis and systematic review. PLOS One. 2023